Wie vergrault man Stammkunden und warum hat Katja jetzt Kreuzschmerzen?
Es war an einem Donnerstag Abend und ich stand mit meiner Partnerin in Zürich am Check-In-Schalter, um nach Köln zu fliegen. Jetzt muss man dazu wissen, dass ich als Vielflieger das bin, was die Lufthansa einen Status-Kunden nennt, Senator. Und an und für sich erklärt und erzählt mir die Lufthansa auch immer, dass ich damit etwas ganz besonderes sei und sie mich wirklich sehr lieb hätten. An diesem Abend in Zürich musste ich nun erfahren: das stimmt gar nicht. Außerdem hat Katja jetzt Kreuzschmerzen!
Was war passiert? Also, ich stand mit Katja da, legte meine Koffer auf das Band und dachte mir nichts Böses. Doch da! Sage und schreibe 2 Kilo Übergepäck.
Normalerweise ist das kein Problem… nur hier und jetzt ging das gar nicht. Klar können Sie jetzt sagen, was regt der sich so auf? Die Gepäckregeln gelten nun mal für alle gleich.
Stimmt aber nicht! Erstens habe ich schon sehr oft 25 anstatt 23 Kilo und noch viel öfter auch viel weniger. Diese 2 Kilo sollten jetzt also raus aus meinem Koffer. Es half auch nicht viel, dass ich erwähnte, jedes Jahr einen höheren fünfstelligen Betrag für Tickets zu zahlen. Nichts. Raus oder 66 Schweizer Franken nachzahlen.
Bis jetzt war ich für meine Verhältnisse noch relativ ruhig. Das änderte sich dann aber, als die Teamleiterin dazu stieß. Die erklärte mir nämlich, dass alles kein Problem gewesen wäre, hätte ich über Swiss gebucht. Nur zur Sicherheit: Ich bin mit Germanwings geflogen. Habe über Germanwings gebucht, aber hätte das mal besser nicht gemacht, oder wie jetzt?
Auch mein langsam einsetzender Tobsuchtsanfall hielt die Dame am Gate nicht davon ab, mir zu erklären, dass die Regeln zwar unsinnig seien, aber Regeln sind nun mal Regeln. Mein Mund wurde trocken. Völlig genervt machte ich meinen Koffer auf (natürlich genau vorm Check-In Schalter) und holte eine Lautsprecherbox raus, die ich in meinen Seminaren und Vorträgen verwende, und siehe da, jetzt passte es. Nur wohin jetzt mit der Box?
An dieser Stelle kommt Katja ins Spiel. Die bot sich nämlich an, die Box in ihre Handtasche zu tun. Liebe Lufthansa! Als Pilot bin ich mir hundert Prozent sicher: es ist fliegerisch völlig Wurscht, ob die zwei Kilo in einem Koffer oder in einer Handtasche sind. Aber darum ging es Euch ja gar nicht.
Kurz danach sitze ich in einem Restaurant im Flughafen und muss mich erst mal von diesen nervenaufreibenden Strapazen erholen. Mit einem Glas Weißwein in der Hand, einem wirklich erträglichen weißen Merlot, mache ich ein Selfie und poste das bei Facebook – mit entsprechendem Kommentar. Das Faszinierende: Dieses Posting hatte eine riesige Resonanz erst mal bei FB, jede Menge Likes und Kommentare. Später dann auf der Convention der German Speakers Association (deswegen wollte ich ja nach Köln/Bonn) bin ich mindestens 50-mal darauf angesprochen worden, was denn meinen Tobsuchtsanfall ausgelöst hatte, manchmal mitfühlend und, zugegeben, manchmal wohl auch etwas schadenfreudig.
Was fällt uns dabei auf? 1.) Diese ganzen Internet-Dinge haben einen wahnsinnigen Effekt und das sollten auch Unternehmen mit einer nahezu Monopolstellung vielleicht langsam zu Kenntnis nehmen. Und 2.) Es macht einfach keinen Sinn, wegen Peanuts Stammkunden zu vergraulen!
Aber warum hat Katja jetzt Kreuzschmerzen? Ist Ihnen eigentlich schon mal aufgefallen, dass Damenhandtaschen unglaublich schwer sind? Ich habe nicht die geringste Idee, was die da eigentlich mitschleppen. Ich vermute ja, dass muss mindestens eine Notfallausrüstung für Autopannen und Spontangrillen sein. Keine Ahnung.
Auf jeden Fall haben meine zwei Kilo jetzt dieses fragile Gleichgewicht gesprengt. Jetzt musste Katja eine Tasche mit deutlich erkennbarem Übergewicht rumschleppen. Und das führte am Ende des Abends wirklich zu unangenehmen Kreuzschmerzen.
Danke, liebe Lufthansa.