Da kann man jetzt nichts mehr machen
Da kann man jetzt nichts mehr machen – kennen Sie diese Aussage?
Vor ein paar Tagen hatte ich auf einer Party eine Diskussion mit einem der Gäste. Es ging um die Berliner Flughäfen. Zugegeben ein Reizthema für mich, bei dem es mir regelmäßig schwer fällt, die Contenance zu bewahren. Irgendwann kam es dann natürlich auch zur geplanten Schließung von Tegel. Alle Anwesenden waren sich einig, dass das ein ziemlicher Blödsinn ist. Ich will jetzt gar nicht darüber reden, warum das so dämlich ist. Viel erstaunlicher fand ich, dass nicht nur in diesem Punkt Einigkeit bestand. Ebenfalls einig war man sich, dass das jetzt eben so kommen wird und man da jetzt eh nichts mehr machen könne.
Hallo?
Diesem fatalistischen Satz begegnet man nicht nur bei Berliner Flughäfen. Ein Kunde hat zu einem anderen Lieferanten gewechselt – da kann man jetzt nichts mehr machen.
Ein wichtiger Mitarbeiter hat gekündigt – da kann man jetzt nichts mehr machen.
Das Konto ist überzogen und die Kosten sind aus dem Ruder gelaufen – da kann man jetzt nichts mehr machen.
Das letzte Mal Sport ist mindestens 30 Jahre her und die Pumpe ächzt inzwischen schon bei wenigen Treppenstufen – da kann man jetzt nichts mehr machen.
Übrigens: Alternativen zu diesem Satz sind: das bringt doch eh nichts, dafür ist es jetzt eh zu spät, in unserer Situation hat man keine Chance, und so weiter.
Achten Sie mal darauf, wie häufig Ihnen solche Aussagen um die Ohren fliegen. Und achten Sie mal darauf, wie häufig Sie selber solche Aussagen bringen!
Und nun stellen Sie sich vor, Sie säßen in einem Flugzeug. Und mitten über dem Atlantik hören Sie ein Durchsage, die in etwa so klingt:
„Ja, meine Damen und Herren, Sie haben schon mitbekommen, dass wir ernsthafte Probleme haben. Glauben Sie uns, wir haben das alles ernsthaft diskutiert, hier vorne im Cockpit, aber das hat eh alles keinen Zweck.“
Oder
„Ja, wenn wir dieses Problem schon am Boden bemerkt hätten. Aber jetzt in der Luft – da kann man eh nichts mehr machen“.
Paradox, oder? Zu meinen Flugschülern habe ich immer gesagt: „Aufgeben kannst Du, wenn Petrus vor Dir steht, sich ausweist (das ist wichtig) und sagt: Du kannst den Gashebel jetzt loslassen. So lange ein Punkt davon fehlt, wird gekämpft!“
Wie häufig geben wir viel zu schnell auf? Wie häufig akzeptieren wir irgendwelche Gegebenheiten als unumstößlich? Wie häufig ergeben wir uns in unser Schicksal?
Mir geht es gar nicht darum, dass Sie alles bis zum bitteren Ende durchziehen müssen. Wenn Sie nicht mehr wollen – alles gut! Wenn Sie sagen „Da will ich jetzt nichts mehr machen“ – alles gut. Aber bitte verstecken wir uns nicht hinter Pseudo-Gegebenheiten wie „Das hat keinen Sinn mehr.“
Denn: Aufgeben können wir, wenn wir tot sind!