Warum wird ein Pilot zum Keynote-Speaker? Und passt das eigentlich zusammen?

Ich wollte immer fliegen. Schon als kleiner Junge war das bei mir genauso wie in der Werbung. Ich stand mit ausgerenktem Kiefer am Flugplatz und habe den Fliegern nachgeschaut. Irgendwann mit 13 habe ich dann mal Bekannte von uns in Frankfurt am Main besucht, nur um jeden Morgen loszuziehen und mit der S-Bahn zum Flughafen zu fahren. Und dort blieb ich dann den ganzen Tag. Erst am Abend kehrte ich zurück – eine ganze Woche lang ging das so.

Der Traum Pilot zu seinMit 14 habe ich dann mit dem Segelfliegen angefangen, da kam dann aber schon bald die Ernüchterung. Ich musste zum Fliegerarzt und der erklärte mir, dass ich kein „richtiger“ Pilot werden könne, weil ich eine Brille trage. Aus der Traum!

Ich habe diesem Menschen damals geglaubt und mich anders orientiert. Hab Abitur gemacht, studiert und mein Trainingsunternehmen gegründet. Diese Firma war ziemlich erfolgreich. Ich war spezialisiert auf Verhandlungstraining, Kommunikationstraining, aber auch Change-Management. Aber trotz allem Erfolg – die Fliegerei hat mich nie losgelassen.

Mit Mitte Dreißig habe ich dann herausgefunden, dass dieser Fliegerarzt damals ein Vollidiot war. Ich hatte damals wieder mit dem Fliegen angefangen und musste, wie alle anderen auch, wieder zum Fliegerarzt – natürlich diesmal zu einem anderen. Und siehe da. Es geht sehr wohl. Klar, ich muss meine Augen checken lassen, und die Tauglichkeitsbescheinigung ist ein bisschen aufwendiger – aber es geht.

Natürlich war ich jetzt noch lange kein Pilot, auch kein Keynote Speaker aber ich habe damals eine der wichtigsten Lektionen gelernt: Folge nur Ratschlägen, die Dir gefallen! Ja, eigentlich wäre das allein schon ein Thema für einen Vortrag oder eine Keynote aber meine Reise hat gerade erst begonnen.

Ich hab die Lektion „Folge nur Ratschlägen, die dir gefallen“ zusammen gepackt mit einem Zitat von Milton Ericksen, das eins meiner wichtigsten Leitsätze wurde: Es ist nie zu spät eine glückliche Kindheit zu haben. Und ich hab losgelegt. Zuerst Privatpilot, dann Instrumentenflug und Berufspilot und schließlich Fluglehrer und Airline-Pilot.

Plötzlich hatte ich also zwei Berufe, Trainer und Airline-Pilot. Und was liegt da näher, als die beiden Berufe miteinander zu verbinden. Flugzeuge werden von Menschen gesteuert, genauso wie Unternehmen und Teams. Und wenn etwas schief geht, dann liegt es nur selten an der Technik sondern meistens am Menschen – Human Factor nennt man das.

Gute Forschung und belastbare Ergebnisse

Peter Brandl Crash KommunikationWenn etwas schief geht, dann liegt es meist am Menschen, sowohl in der Luftfahrt als auch im Business. Der Hauptunterschied ist, dass es in der Fliegerei hervorragende und belastbare

Daten gibt. In jedem Verkehrsflugzeug gibt es nämlich einen Flugdatenschreiben und einen Cockpit-Voice-Recorder. Wenn etwas passiert ist, kann man also genau nachvollziehen, was passiert ist. Ohne Interpretationen, ohne Erinnerungslücken und ohne Rechtfertigungen.

Diese Daten werden inzwischen seit über 50 Jahren ausgewertet mit dem Ergebnis, dass circa 90% aller Zwischenfälle eben nicht auf technisches Versagen, sondern auf die Menschen zurückzuführen sind, die am Steuer sitzen. Und hier drängt sich das erste Mal die Analogie auf: wenn ein Unternehmen in Schwierigkeiten gerät, dann auch wegen fehlenden oder falschen Entscheidungen – in den seltensten Fällen sind es wirklich der Markt oder die Umstände.

Die Ursachen für Crashs sind die gleichen, im Unternehmen wie im Flugzeug. Ich fand diesen Gedanken so faszinierend, dass ich angefangen habe zu recherchieren und mit tiefer und tiefer in die Materie einzuarbeiten und so kam es schließlich zu meinem ersten Buch „Crash Kommunikation – Warum Piloten versagen und Manger Fehler machen“.

Das Thema schlug ein wie eine Bombe. Ich wurde immer öfter für Vorträge und Keynotes gebucht und praktisch von selbst war ich plötzlich als Pilot und Keynote Speaker positioniert.

Andere Blickwinkel, andere Emotionen

Das Wichtigste an einer gute Keynote ist ja, dass sie ihre Zuhörer emotional erreicht. Der Keynote Speaker muss eine Brücke bauen, zwischen seinen Inhalten und den Zuhörern, dass gelingt aber nur begrenzt mit Fakten. Die meisten Zuhörer schalten schnell ab, wenn Fakt an Fakt gereiht und dann präsentiert wird. Sinnvoll ist es, den Blickwinkel zu wechseln, bestimmte Themen einfach einmal aus einer völlig anderen Perspektive betrachten. Das kann die Perspektive einer Spitzensportlerin, eines Geheimagenten oder eben die Perspektive eines Piloten sein. Viele Aussagen, die sonst gern als psychologisches Bla Bla abgetan werden, bekommen so eine ganz andere Relevanz. Wenn zum Beispiel im Business Alltag darüber gestritten wird, ob Teamarbeit wichtig oder überbewertet wird, bekommt es eine ganz andere Deutlichkeit, wenn man das Thema in ein Cockpit überträgt: Wenn ein Flugzeug Probleme hat und die Crew arbeitet nicht als Team zusammen, dann geht das sicher nicht gut aus.

Ein Keynote Speaker wird also immer wieder Metaphern einsetzen, um seine Inhalte zu transportieren. Und als Pilot ist meine Metapher natürlich die Luftfahrt.

Aber wie ist es mit der Übertragbarkeit

Stellen Sie sich einen Spitzensportler vor, zum Beispiel einen Kugelstoßer. Irgendjemanden der vielleicht jede Menge sportliche Erfolge errungen hat aber nie wirklich prominent wurde so mancher Fußballstar.

Dieser Mensch hat in seiner Karriere mit Sicherheit viel erlebt und dennoch ist die Gefahr groß, dass sein Vortrag nicht erfolgreich wird. Wenn ein Mensch immer nur eigene Geschichten erzählt, dann sind es halt nur Geschichten und keine Impulse.

Ein guter Keynote Speaker schafft es, Perspektiven zu wechseln. Damit das aber gelingt braucht er oder sie Erfahrung aus beiden Welten. Wenn ein Pilot immer nur Pilot war und niemals relevante Erfahrungen als Führungskraft oder in der Wirtschaft an sich gesammelt hat, dann wird es für ihn extrem schwer, seine Stories auf die Welt der Zuhörer und Zuhörerinnen zu übertragen. Die Geschichten mögen dann vielleicht spannend sein, aber nachhaltig sind sie nicht.

Und woher weiß ich, ob mein Speaker diese Erfahrungen hat?

Ein Keynote Speaker trägt maßgeblich zum Erfolg Ihrer Veranstaltung bei. Es macht also Sinn, dass Sie bei der Auswahl entsprechend vorsichtig sind. Ein paar einfache Checks können Ihnen hier schon sehr viel Sicherheit bringen.

Peter Brandl auf der BühneWirken die Vorträge einstudiert?

Schauen Sie sich einige Videos von dem Speaker an. Haben Sie das Gefühl, dass er oder sie wirklich frei spricht oder wirkt der Vortrag einstudiert? Sehen Sie in den Videos, dass der Speaker auf sein Publikum eingeht und Bezüge zum Auftraggeber herstellt?

Wenn das nicht der Fall ist sollten Sie vorsichtig werden. Es kann leicht sein, dass sie es hier wirklich jemanden zu tun haben, der zwar „seinen“ Vortrag wirklich gut kann aber es wird nie „Ihre“ Keynote werden.

Hat der Speaker Erfahrungen in Ihrer Branche?

Fragen Sie gezielt nach Referenzunternehmen und nach Ansprechpartnern in diesen Unternehmen. Ein guter und erfahrener Keynote Speaker wird kein Problem damit haben Ihnen beides zur Verfügung zu stellen. Die meisten Keynote Speaker sind nicht unbedingt auf eine bestimmte Branche spezialisiert, sie sollten aber auf jeden Fall in Ihrer Branche Erfahrung haben.

Fragen Sie nach!

Jeder professionelle Speaker wird bereit sein ein Briefing-Gespräch mit Ihnen zu führen. Auch vor Vertragsunterzeichnung, zum Kennenlernen. Fragen Sie in diesem Gespräch z.B. wieder Speaker Ihrer Branche wahrnimmt, welche Probleme und Herausforderungen er in Ihrem Sektor sieht. Ebenso können Sie fragen, wie der Speaker Ihr Unternehmen im Vergleich zu anderen wahrnimmt.

Wenn Sie diese einfachen Schritte befolgen, haben Sie die meisten Fallstricke aus dem Weg geräumt. Wenn Sie jetzt gemeinsam mit dem Speaker inhaltlich Schwerpunkte und zentrale Aussagen herausarbeiten und festlegen, dann können Sie sich sicher auf eine gelungene Veranstaltung freuen und auf eine Keynote, über die man noch lange spricht.