
Feedback-Regeln
Man kann nicht nicht kommunizieren – das ist das erste Axiom von Paul Watzlawick.
Du kannst Kommunikation also nicht vermeiden – selbst wenn du nichts sagst, kommunizierst du. Deine Körpersprache, Mimik und Haltung, alles sendet Signale. Auf den Alltag übertragen bedeutet das, dass du auch die Dinge mitteilst, die du vielleicht lieber verbergen möchtest.
Du kannst also nicht beeinflussen, ob du kommunizierst der nicht – das Einzige, was du beeinflussen kannst, ist der Grad deiner Missverständlichkeit.
Was bedeutet das für kritisches Feedback? Kritik ist unangenehm – sowohl sie zu geben als auch zu erhalten. Trotzdem ist sie notwendig, um sich weiterzuentwickeln. Damit Kommunikation funktioniert und das Feedback hilfreich sein kann, gibt es klare Regeln.
Regeln für den Feedback-Nehmer
Wenn Du Feedback bekommst, gibt es drei ganz einfache Regeln, die aber überaus sinnvoll sind.
Höre zu!
Höre zu – und halte die Klappe! Selbst wenn du dich ungerecht behandelt fühlst – höre erst einmal zu und versuche zu verstehen. Gib dem Anderen die Chance zu das loszuwerden, was er/sie loswerden möchte.
Rechtfertige dich nicht!
Sich zu rechtfertigen bedeutet nicht, dass du Recht hast. Wenn du dich verteidigst, wird sich dein Gegenüber ebenfalls rechtfertigen. Und das endet dann regelmäßig in einer Eskalation, die niemandem etwas bringt. Stattdessen: Höre zu, frage nach und kläre Unklarheiten.
Wähle später, was du annimmst!
Feedback ist in erster Linie ein Angebot. Du kannst es annehmen oder auch nicht. Mach dir aber bewusst, dass Feedback nie objektiv sein kann, sondern immer subjektive Meinungen enthält.
Warte ggfls., bis du etwas emotionalen Abstand hast, und entscheide dann, welchen Teil des Feedbacks du annehmen möchtest und welchen nicht.
Regeln für den Feedback-Geber
Sei konkret!
Feedback wie „Du bist arrogant“ ist wenig hilfreich. Was genau hat dich gestört? Nur wenn du konkrete Verhaltensweisen benennst, kann der andere etwas ändern.
Nutze Ich-Botschaften!
Sage nicht: „Du nimmst mich nicht ernst“, sondern: „Ich habe das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden.“ So bleibt es deine Wahrnehmung und kein Vorwurf und das macht es für den anderen wesentlich leichter, es anzunehmen.
Trenne Fakten von Meinungen und Gefühlen!
Emotionen sind real und nicht verhandelbar. Drücke sie aus, aber tue nicht so, als wäre der andere für sie verantwortlich. Beispiel: „Dreimal bist du aufgestanden, als ich kam (Fakt). Das hat mich geärgert (Gefühl), weil ich dachte, du nimmst mich nicht ernst (Meinung).“
Alles drei kann richtig und berechtigt sein aber verwurste es nicht miteinander.
Dränge Feedback nicht auf!
Nicht jeder kann in jedem Moment Feedback annehmen. Achte darauf, ob dein Gegenüber offen dafür ist. Manchmal ist weniger mehr – lieber kleine Portionen als eine Überdosis.
Vor allem vermeide Feedback in emotional stark aufgeladenen Situationen. Die Situationen reizen uns zwar, dem Anderen etwas vor den Kopf zu brettern – „Das was ich dir schon immer mal sagen wollte …“ – hilfreich ist es aber nicht.
Denke auch an positives Feedback!
Lob sollte nicht ausbleiben. Aber vermeide die sogenannte Sandwich-Methode, bei der Kritik zwischen zwei positiven Aussagen versteckt wird. Das wirkt manipulativ und schlimmer: es sülzt alles zu. Stehe zu deiner Kritik – und lobe unabhängig davon.
Vermeide Verallgemeinerungen!
Sätze wie „Du bist nie pünktlich“ oder „Immer muss ich alles kontrollieren“ sind selten wahr und führen nur zu Widerstand. Sei präzise und benenne konkrete Situationen.
Feedback kann enorm zur persönlichen und beruflichen Entwicklung beitragen. Es macht aber Sinn diese Regeln anzuwenden, denn sonst verkehrt es sich oft ins Gegenteil und löst Ablehnung und Widerstand aus.
Erste Schritte
Such dir eine oder zwei der Regeln aus, die sich im Moment am stärksten ansprechen. Schreib dir diese beiden Regeln dann irgendwo auf, wo du sie regelmäßg siehst. Und jetzt ändere die Überschrift in: Meine Regeln für jedes wichtige Gespräch
Feedback-Regeln heißen zwar Feedback-Regeln, sie sollten aber eigentlich „Gesprächsregeln“ heißen. Wähle dir zwei aus und dann sorge dafür, dass du diese beiden Regeln auch in deinem Alltag umsetzt. Und wenn diese beiden Regeln keine Herausforderung mehr für dich sind, dann nimmst du einfach zwei neue.